Frauentag, ein Tag ist nicht genug

Frauen machen die Hälfte der Bevölkerung der Erde aus. Da stellt sich die Frage, ob es reicht, nur an einem Tag im Jahr an die Hälfte der Weltbevölkerung zu denken. Frauen haben gleiche Rechte wie Männer. Warum stellt sich die männliche Welt vor, dass sie Frauen dieses natürliche Recht schenken? Dies ist ihr Recht und die männliche Geschichte hat es ignoriert.

Ein Tag, ein Monat, ein Jahr… Nein, das ist nicht genug. Die Mentalität in Bezug auf Gleichstellung muss sich verändern. Die Einstellung aller Menschen, aller Männer und Frauen muss sich in Bezug auf Frauen und Frauenfragen ändern. In der heutigen Welt kommt ein Aspekt zu kurz: Weiblichkeit. Die Welt ist voller Konkurrenz, Gewalt und Ungerechtigkeit. Die Frauen, die sich in den Arbeitsmarkt und die maskuline Welt integrieren möchten, müssen ihre Weiblichkeiten wegwerfen. Und Sie müssen bereit sein, an den Konkurrenzkämpfen der Männerwelt teilzunehmen und zu gewinnen. Sie müssen stark sein gegen sexuelle Gewalt und Diskriminierung. Das bedeutet, dass sie ihre Weiblichkeit nicht brauchen. Die Welt ist voll von Frauen, die ihre sexuelle Identität vergessen haben, damit sie in der Welt bleiben und akzeptiert werden können. Die Welt braucht aber mehr Weiblichkeit, weibliches Denken und weibliche Gefühle. Damit es ein anständiger Ort zum Leben sein kann. Ja, es gibt mehr Freiheit in den westlichen Ländern für Frauen, aber es scheint nicht genug zu sein. Die Welt braucht Weiblichkeit und kein sexualisiertes Bild der Frauen, welches zu Gewalt an Frauen führt.

Jeden Tag auf der ganzen Welt verlieren Frauen durch Gewalt ihr Leben. Während wir jedes Jahr einen Tag als Frauentag feiern, tanzen wir und sind glücklich. Und wir versuchen zu glauben, dass alles grossartig ist und die männliche Welt unsere Rechte gegenüber Frauen anerkennt. Aber ist es wirklich so?

In der Tat muss diese Bewegung von Frauen selbst ausgehen. Wir dürfen nicht erwarten, dass uns jemand unser Recht als ein Geschenk gibt.

Alle Mütter sollten ihren Töchtern helfen, sich zu starken, frei denkenden, selbstbewussten Frauen zu entwickeln, die ihre Rechte kennen und einfordern. Und wir Frauen müssen bereit sein, für unsere Rechte zu kämpfen.

Ich hoffe, dass die Welt eines Tages keinen Frauentag mehr braucht. Das nächste Fest wäre ein Tag der Menschheit. Ein Fest für eine friedliche und gesunde Welt.

Über Mahtab Taemeh

Mahtab stammt aus Iran und hat in Teheran persische Literatur studiert. Während ihres beruflichen Werdeganges hat sie als Sendeleiterin und Produzentin bei Radio Teheran und dem iranischen Nationalradio sowie als Reporterin und Autorin bei mehreren Zeitungen gearbeitet. Ausserdem war sie mehrere Jahre an der Kunst Akademie und Kulturerbe-Organisation in der Forschung tätig. 2015 hat sie ihr Land infolge der politischen Situation verlassen und ist mit ihrem Sohn in die Schweiz geflüchtet. Hier engagiert sie sich in verschiedenen Projekten. Zurzeit führt Mahtab einen Stadtrundgang bei StattLand, ist Moderatorin der Sendung vox mundi bei Radio Rabe und seit Juli 2019 Sendeleiterin der Sendung Torfehaye Javidan.

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