Am Anfang stellt man vielleicht eine Faustregel auf. So dachte Hana und hoffte, dass ihr Onkel Ben sie zur Generalprobe begleiten würde, da ihr Vater beschäftigt war. Hana ist die älteste von den Kindern, sie ist schon bereits 10 Jahre alt und geht täglich zur Schule. Sie lebt in einem ganz weit entfernten Dorf, dieses Dorf sieht aus wie der Buchstabe U.
Die Schule ist sehr weit entfernt von ihre Zuhause, sie braucht vier Stunden für hin und zurück. Sie lernt sehr gut in der Schule und ist die Beste in der Klasse, sie hilft auch im Haushalt ihrer Mutter mit. Alle nennen Hana die «Prinzessin des Dorfs». Sie ist wie eine kleine Fee, schnell wie der Wind, und lacht wie die Sonne im Frühling. Trotzdem ist Hana manchmal traurig, weil sie öfters gerissene Hände hat, wegen dem Haushalt und Gartenarbeit. Dafür wird sie öfters in der Schule von den Mitschülern ausgelacht, deswegen fallen ihr die Tränen ins Gesicht.
Am meistens ist sie traurig, wenn der Himmel grau ist und die Wolken schwer sind, weil dann Schnee oder Nebel kommt. Und die Gedanken, dass es auch Wölfe gibt, klingt es ängstlich in Hanas Herzschlag, wie wenn der Wind ins Haus heult.
Die Eltern wünschen sich, mit ihren vier Kindern in der Stadt zu wohnen, doch sie sind arme Bauer und Fischersleute und haben zu wenig Geld dafür.
Hanas Sorge ist heute das Singen, da ihre Lehrerin zu ihr gesagt hat: «Du bist heute die einzige von unserer Kultur, bitte verspäte dich nicht, ich bin dort und warte auf dich. Deine Eltern wissen Bescheid, wo das stattfindet.»
Ihre Mutter versuchte sie zu trösten. Mach dir keine Sorgen, dein Onkel kommt bald. Sie frisierte Hana zwei Haarzöpfe und übte mit Hana ihre Haltung beim Singen.
Der Onkel fuhr Hana in die Stadt. Hana sagte zum Onkel «danke viel Mal» und war mit grossen Schritten auf der Bühne. Sie merkte, dass sie die letzte war und schämte sich dafür, weil das Leben im Stadt für Hana sehr fremd war.
Hanas Augen vergrösserten sich, weilwunderschöne Teppiche und grosse Bilder mit viel Licht schmückten den Raum. Als sie ihre Schuhe auszog, plötzlich lachten alle Kinder über sie. Die Lehrerin kam rasch zu ihr und sagte: «Du hast keinen Fehler gemacht. Die anderen Kinder kennen in ihrer Kultur nicht die Gewohnheit, die Schuhe in solchen Situation auszuziehen. Du kannst es machen wie es du willst, aber ziehe lieber deine Schuhe an.» Hana zog ihre Schuhe wieder an und war sehr wütend und enttäuscht. Sie dachte, sie sei talentiert wie alle andere Kinder, die beim Singen waren. Doch jetzt lernte sie, dass sie aus einer anderen Kultur bestimmte Regeln nicht kannte und fühlte sich unsicher.
Sie machte sogar während der Probe einen Fehler. Die Lehrerin flüsterte ihr zu, niemand hat dies bemerkt, aber Hana war tief verletzt.
Nach der Probe holte ihr Onkel Hana ab. Als sie zu Hause ankam, weinte sie und rief ihre Eltern: «Wieso habt ihr mir über die anderen Kulturen nichts beigebracht?» «Komm hier mein liebes Kind», sagte die Grossmutter mit zitternden Stimme, «ich habe dir erzählt ‘‹andere Länder andere Sitten›.» «Aber nicht Kulturen», sagte Hana zu ihrer Grossmutter.
Eine Woche später als die Familie am Mittagstisch sass betrat ein Mann die Küche ohne zu klopfen. Er sprach eine andere Sprache und war betrunken. Hanas Vater sagte zu ihm, dass er in die falsche Wohnung eingetreten war. Die Geschwister von Hana lachten den Mann aus. Hana sagte aber zu ihnen: «Bitte lacht ihn nicht aus. Vielleicht klopft man in seiner Kultur nicht, bevor man einen Zimmer betritt.» Der Vater entgegnet ihr lachend: «Ach du mit diesen Kulturen.»
Heute arbeitet Hana in Migrationsamt als Kulturvermittlerin und sie sagt immer, besonders Kinder erleben die kulturellen Unterschiede sehr stark, wenn sie auf Grund dieser Unterschiede lächerlich gemacht oder beleidigt werden. Aber wir sind ein Gemeinschaft und wir helfen uns gegenseitig zu integrieren. Es gibt viele Kulturen in dieser Welt, aber alle haben ein Dach und eine Seele und das zivile Zusammenleben ist unsere Beste.
Die kleine Hana, die damals hinter den Bergen wohnte, heute wohnt in der Stadt und hat keine gerissene Hände. Nur hat sie Sehnsucht für Vögel, Schmetterling, Bäume und Seefisch, sogar auch für den Wind ihres Dorfes. So ist Hana heute in zwei Heimat zu Hause, macht gemeinsame Brücken und erfüllt ihre kulturelle Mission mit grosser Liebe.