Frauen bei den europäischen Reitwettkämpfen im Kosovo

Letzten Monat habe ich am Apéro eines Integrationsprojekts den Präsidenten der Organisation “Hipodrum Kompleks“ aus dem Kosovo kennengelernt. Er heisst Agron Krasniqi, ein Businessmann, der mit seiner Frau und seinen Kindern in Deutschland lebt. Er ist in Italien aufgewachsen und fühlt sich als Italiener und Albaner.

Während des Gesprächs erfuhr ich, dass seine grosse Passion das Reiten ist und dass er sich in der Organisation für die Europäischen Reitwettkämpfe im Kosovo engagiert. Die nächsten Wettkämpfe sollen im Juli 2021 stattfinden. „Die Wettkämpfe dauern eine ganze Woche“ sagte er, und es wird noch weitere kulturelle Aktivitäten geben.

„Wundervoll – erwiderte ich voller Freude – welche Aktivitäten zum Beispiel ?“
„Unter anderem eine Nacht voller Gedichte & Geschichten von verschiedenen Schrifstellerinnen“ erzählt er begeistert und ich entgegne ihm belustigt: „Interessant, helfen lange Sätze beim Reiten?“ „Nein“ – entgegnet er mit einem Lächeln – aber Pegasus und die weissen Pferde sind die Pferde der Dichter und wenn weisse Pferde gallopieren, dann erscheinen sie als Lichtbringer und Hoffnungsträger in dunklen Zeiten. Unsere Welt ist im Moment in einer dunklen Situation. Wir brauchen Autorinnen, die Hoffnung für diese Welt nach Aussen tragen. Ob sie die im Gallopp der Pferde oder in den Sternen finden, ist nicht von Bedeutung: Hoffnung wecken, das ist wichtig.“

Ich suchte schnell während des Gesprächs im Internet nach einer solchen Pferdegeschichte und fand sie augenblicklich: Da waren neun göttliche Schwestern, die mit ihrem Gesang die anderen Götter erfreuten. Sie inspirierten Dichter, Musiker und andere Künstler. Aus Dankbarkeit für die Gastfreundschaft der Musen schlug Pegasus fest mit seinem Huf auf dem Berg auf. An dieser Stelle entstand dann die „Hippokrene“, die Pferdequelle, deren Wasser jedem, der davon trinkt poetische Gaben verleiht. Fortan galt Pegasus als Symbol der Musen…

Ich lies das Lesen und er erzählte weiter über die Verbundheit zwischen Menschen und Pferden: „Pferde dienen uns als Transportmittel, Pferde sind Hirten und der Pferderücken war oftmals die Brücke, wenn es keine anderen Brücken gab und der See viel Wasser führte. Pferd sind auch therapeutische Begleiter, die uns Menschen bei verschiedenen Krankheiten zur Seite stehen.“

Ich bewunderte, dass er so viel Wissen über diese Tiere hatte und auch seine Dankbarkeit für die Pferde, diese Tiere mit den besonderen Augen, war spürbar. Das „Hipodrum Kompleks“ ist ein sehr grosses Areal , mit Hotel, Schwimmbad und vielen anderen Möglichkeiten. Hier werden die Wettkämpfe stattfinden. Viele Albaner lieben die Tiere, wie die Bezeichnung vieler Ortsnamen bestätigt, die nach Pferden benannt sind, wie zum Beispiel Pferdequelle, Hals des Pferdes, Pferdestein, Pferdezentrum, Pferdespur etc.

„Werden sich auch Frauen für die Reitwettkämpfe anmelden?“ war meine dringlichste Frage. „Das hoffen wir!“ antwortet Agron Krasniqi. „Alle Frauen, die reiten können, sind herzlich eingeladen teilzunehmen.“

Pferde sind sehr emotionale Tiere und da dieser Sport sowieso mit viel Distanz geschieht, wird die Wettkampfwoche im kommenden Jahr hoffentlich trotz Corona stattfinden können. Weitere Infos über die Organisation des „Hipodrum Kompleks“ werden auf der gleichnamigen Facebook-Seite und auf Instagram in der ersten Januar Woche publiziert.