fem! Von Feminismus und Bildung

Bereits zum dritten Mal bietet die Feministische Fakultät aus Zürich dieses Jahr einen feministischen Lehrgang an. Dieser findet aber nicht an der Zürcher Universität, sondern an vielen verschiedenen Orten in der Schweiz, Deutschland und Österreich statt.

Die Organisation des Lehrgangs wird vom Verein «fem! Feministische Fakultät» geleistet und obwohl dieser eine paraakademische Struktur hat, hat er wissenschaftliche Ansprüche und Ziele. Viele Kursleiterinnen sind Akademikerinnen, aber die Themen werden praktisch angepackt. Sie wollen mit Feminismus das Bewusstsein für Frauenanliegen stärken und vorhandene Denkmuster abbauen. Mit kritischem Denken arbeiten sie für die Gleichstellung und die Gleichwertigkeit aller Menschen.

Im Vorstand dieser Organisation engagieren sich sechs Frauen. Neben den beiden Gründerinnen Erika Bachmann und Elisa Gämlich Schmuk, sind dies die Juristin und Genderexpertin Zita Küng, die Journalistin Léa Burger, die Politik- und Islamwissenschaftlerin Laura Lots und Johanna Seeliger, Kulturwissenschaftlerin und Unternehmerin, die dieses Jahr den Lehrgang leitet.

Wir haben mit Johanna Seeliger gesprochen, um mehr über den Lehrgang zu erfahren.

 

Hallo Johanna, woher kommt die Idee von Fem! die feministische Fakultät?

Die Idee von Fem! die feministische Fakultät ist bei Kaffee und Kuchen entstanden, als Elisa und Erika, zwei der Gründerinnen der Fem!, sich nach vielen Jahren wieder getroffen haben. Sie waren beide Teilnehmerinnen und Absolventinnen des European Womens Colleges einige Jahrzehnte davor und kamen auf die Idee, dass man etwas Ähnliches heute wieder starten sollte. Mit «etwas Ähnlichem» ist gemeint eine feministische Bildungseinrichtung wo Frauen verschiedenen Alters und verschiedener Herkunft, Berufe und persönlicher Lebenssituationen zusammenkommen und sich austauschen über feministische Themen und auch neue Dinge aus feministischer Sicht untersuchen und dazu lernen.

Du leitest dieses Jahr den Lehrgang. Wie soll man sich eine feministische Fakultät vorstellen?

Der Kurs startet im Dezember 2019, dauert ein Jahr und beinhaltet sechs Thementage, wo wir uns mit ganz unterschiedlichen Themen befassen, wie zum Beispiel feministischer Ökonomie, die grossen Zahlen. Dann beschäftigen wir uns mit den Rechtswissenschaften, also welche Rechte sich Frauen in der Vergangenheit erstritten haben und wie Feminismus noch heute aktuell ist und wo wir stehen. Wir beschäftigen uns auch mit Fragen um den Körper und wir besuchen Frauenprojekte in Wien während unserer Lernreise.

An wen richtet sich dieses Angebot?

Bei uns muss man keine Prüfung bestehen um ein Diplom zu erhalten und man muss keine Voraussetzungen erfüllen, wie an einer Universität, um überhaupt mitmachen zu dürfen. Das heisst, dass jede Frau, die sich feministisch mit Themen auseinandersetzen oder weiterbilden möchte, herzlich willkommen ist.

Wieso sollte man am Angebot von fem! teilnehmen?

Die Teilnahme am Lehrgang ist viel mehr als ein Bildungsangebot oder eine Weiterbildung. Wir haben in den vergangenen Lehrgängen die es schon gegeben hat gesehen, dass die Frauen unglaublich enge Beziehungen unter einander aufbauen, dass Freundschaften entstehen und dass auch jede Frau wie verändert aus diesem Lehrgang herausgeht. Also du wirst nicht mehr die gleiche Frau sein vorher und nachher.

Mehr Infos über die Feministische Fakultät kann man auf der fem! Webseite finden.

Für interessierte: Am 26.08.2019 und am 19.09.2019 finden um 17:30-21:00 Uhr im Frauen*Zentrum, Zürich, die nächste Infoveranstaltungen statt. Anmeldeschluss ist am 15. Oktober.

Ein Beispiel der Arbeit von fem! sind die Plakate „Makroskandal – Betrug an Frauen“, welche im Rahmen eines Bildungsprojekts mit der Ökonomin Mascha Madörin entstanden sind. Die Teilnehmerinnen der Feministischen Fakultät haben mit Hilfe statistischer Geldströme die Unterschiede von Frauen und Männern auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene aufgezeigt. Die Arbeit ist unter diesem Link veröffentlicht: https://feministische-fakultaet.org/3zahlen/

 

Über Perla Ciommi

Perla ist Film- und Kulturwissenschaftlerin. Ihre Leidenschaft für die Filmproduktion begann 2000 in Bologna, Italien mit einem Videokurs. Als sie ein Jahr später einen Dokumentarfilm in Indien drehte, entschied sie für sich, dass dies ihr Weg sein wird. Seitdem dokumentierte sie mit ihrer Kamera unter anderem die Häuserbesetzerszene in Paris, die Community des Radio RaBe in Bern, die Lindy-Hop-Szene in der Schweiz und die politische Partizipation von Migrantinnen in der Schweiz. Nach einer Weiterbildung in Kommunikation hat sie sich auch dem Journalismus und der Kreation von Webinhalten gewidmet.

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